Ceramide sind eine Gruppe von Lipiden, die sich jeweils aus Fettsäure und dem sogenannten Sphingosin zusammensetzen. Sie kommen natürlicherweise in der Haut vor, wobei die Forschung derzeit davon ausgeht, dass es mindestens 9 verschiedene Ceramidtypen gibt:
Diese Benennung basiert auf einem Buchstabensystem (N, A, O, S, P, H), das sich von der zugrundeliegenden Struktur ableitet.
Auch wenn Ceramide in der Natur vorkommende Verbindungen sind, werden sie für den Gebrauch in Hautpflegeprodukten hauptsächlich biotechnologisch bzw. synthetisch in einem aufwändigen Verfahren hergestellt. Nicht ganz günstig, doch die Mühe lohnt sich, denn die so gewonnenen Endprodukte verhalten sich hautidentisch und rufen somit keine Irritationen hervor. Zudem sind sie bereits in niedrigen Konzentrationen (0,05-1%) überaus wirksam.
Ceramide sind ein wichtiger Bestandteil der Hautstruktur. Eine besondere Bedeutung haben sie für unsere Hautbarriere. Hier bilden sie einen Großteil des "Kits", der die Hautzellen zusammenhält. Zum Verständnis hilft das Bild einer Mauer aus Ziegeln und Mörtel: die Ceramide machen dabei einen hohen Anteil des Mörtels aus, der die Ziegelsteine (Hautzellen) zusammenhält. Nur wenn Ziegel und Mörtel zusammenkommen, entsteht eine stabile und dichte Mauer. Übertragen auf die Hornschicht (die oberste Hautschicht, Stratum Corneum) bedeutet dies, dass sie weniger Wasser verliert und besser durchfeuchtet bleibt.
Fehlen hingegen Ceramide in der Haut, kann diese Wasser schlecht halten und ist insgesamt eher trocken. Die Folge: schuppige und rissige Haut. Die dermatologische Forschung konnte beobachten, dass vor allem vorgeschädigte und sehr trockene Haut besonders positiv auf Ceramide reagiert. So zeigt sich ein weniger hoher transepidermalen Wasserverlust (TEWL), eine verbesserte Barrierefunktion und ein glatter wirkendes Hautbild. Auch reife Haut, die von sich aus weniger Ceramide produziert, spricht gut auf eine Pflege mit Ceramiden an. Nicht umsonst werden Ceramide auch als Inhaltsstoffe mit Anti-Aging Wirkung gehandelt. Zuletzt bleibt zu erwähnen, dass Ceramide nicht nur auf gealterter Haut, sondern auch bei Hautzuständen mit gestörter Barrierefunktion und Neurodermitis eine positive Wirkung entfalten.
Naturgemäß lösen sich Ceramide nicht in Wasser. Daher finden sich Ceramide vor allem in Cremes mit Fettbasis. Gängige Produkttypen mit Ceramiden sind oftmals reichhaltige und pflegende Cremes, die die Regeneration fördern und unterstützen sollen. Dabei sind die enthaltenen Ceramide zumeist Begleitstoffe, die sich in einen Kontext weiterer pflegender Inhaltsstoffe einfügen, um die Hautbarriere zu stärken und bei Bedarf zu reparieren. Denn eine gesunde Hautbarriere bedeutet auch immer, dass die Haut gut befeuchtet ist, prall und frisch aussieht und keine Rötungen, Schuppungen oder trockenen Stellen zeigt.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.
Literaturangaben
Coderch et al., Ceramides and skin function. Am J Clin Dermatol. 2003;4(2):107-29.
van Smeden et al., The important role of stratum corneum lipids for the cutaneous barrier function. Biochim Biophys Acta. 2014 Mar;1841(3):295-313.
Wartewig et Neubert, Properties of ceramides and their impact on the stratum corneum structure: a review. Part 1: ceramides. Skin Pharmacol Physiol. 2007;20(5):220-9.