Rizinusöl, im Englischen auch Castor Oil genannt, wird aus den Samen des Wunderbaums (Ricinus communis) gewonnen. Das farblose, teilweise auch leicht gelbliche Rizinusöl unterscheidet sich von anderen Ölen vor allem darin, dass es verhältnismäßig dickflüssig ist. Grund dafür ist, dass bis zu 90 % des Öls aus einem bestimmten Fett (Triglycerid) bestehen: Ricinolsäure. Je nach Qualität und Gewinnung des Rizinusöls sind weitere Stoffe wie freie Fettsäuren, Sterole oder Vitamin E in variierender Menge enthalten. Häufig finden sich Angaben, die Rizinusöl einen besonders hohen Gehalt an Vitamin E zusprechen. Tatsächlich aber ist der Gehalt an Vitamin E (ca. 400-500 mg/kg) nicht höher als in vergleichbaren Pflanzenölen wie etwa Arganöl, Marulaöl oder Mandelöl.
Rizinusöl ist eignet sich übrigens nicht für den Verzehr. Es schmeckt nicht nur unangenehm, es wirkt darüber hinaus auch abführend (bei Einnahme von 10-30 ml Rizinusöl). In der Medizin wird Rizinusöl häufig als Träger für andere Stoffe verwendet. Auch in der Dermatologie spielt Rizinusöl eine Rolle: da es gut in die Zwischenräume der Hornschicht eindringen kann, wird es z. B. zur Behandlung folgender Hautzustände eingesetzt:
Kaltgepresstes Rizinusöl wirkt pflegend und glättend und lässt sich für Haut, Haare, Wimpern, Augenbrauen und Nägel nutzen. Die Anwendung und Wirkungen von Rizinusöl im Detail:
Pflegeöle sind eine ideale Ergänzung der Abendroutine. Dazu wenige Tropfen Rizinusöl auf das Gesicht auftragen und einmassieren. Ob dies nach, vor oder mit der Feuchtigkeitspflege passiert, ist den eigenen Vorlieben überlassen. Du solltest aber in jedem Fall darauf achten, dass du immer Öl und Moisturizer kombinierst, eine alleinige Pflege mit Ölen ist nicht ausreichend. Sollten am nächsten Morgen noch Reste des Öls vorhanden sein, kannst du diese einfach abwaschen.
Wie fast alle Öle, kann auch Rizinusöl die Haut geschmeidig machen, regenerieren und pflegen. Eine gepflegte Haut sieht stets auch weniger trocken oder stumpf aus, Fältchen und Falten treten weniger in Erscheinung. Daraus entstanden ist die Annahme, dass Rizinusöl aktives Anti-Aging ist und eine Wirkung gegenüber Fältchen, Falten, Altersflecken, aber auch Pickeln oder Augenringen entfalten kann. Doch auch wenn eine Pflege mit Rizinusöl eine gelungene Ergänzung darstellt, für die genannten Anliegen gibt es in der Kosmetik wirksamere Alternativen. Darunter fallen beispielsweise Retinol, Vitamin C, Niacinamide oder auch Azelainsäure.
Neben der Anwendung von reinem Rizinusöl, reiht sich das Öl auch als ergänzender kosmetischer Inhaltsstoff in verschiedene Hautpflegeprodukte ein.
Rizinusöl erzeugt auf der Haut einen feinen Glanz, daher findet es sich besonders häufig in Lippenpflegeprodukten wie Lipbalms, Lipgloss oder Lippenstift. Rizinusöl pur auf die Lippen aufzutragen ist zwar möglich, der Geschmack ist jedoch eher unangenehm, wenn auch sehr dezent.
Rizinusöl lässt sich mit einer Wimpernbürste einfach auf die Wimpern auftragen. Aber Achtung, tagsüber angewendet kann Rizinusöl die Haltbarkeit von Mascara beeinflussen. Daher eignet sich die Verwendung vor allem abends und über Nacht. Am nächsten Morgen das verbliebene Öl mit einem Kosmetiktuch abnehmen.
In den letzten Jahren machte Rizinusöl als Alternative zu konventionellen Wimpernseren (mit Prostaglandinen) auf sich aufmerksam. Rizinusöl soll das Wachstum von Wimpern und Augenbrauen fördern und die Härchen dunkler erscheinen lassen – oftmals bestätigt durch Vorher-Nachher-Vergleiche einer Anwendung von Rizinusöl auf Wimpern und Augenbrauen. Dunkler wirken die Härchen durch Rizinusöl vor allem aufgrund der Pflegewirkung und des Glanzes. Längere, dichtere Wimpern und Augenbrauen sind meist das Resultat der Pflege und lassen sich nicht auf ein stärkeres Wachstum zurückführen.
Übrigens: keine Sorge, wenn das Rizinusöl mal ins Auge gelangt. Das ist vollkommen harmlos – Rizinusöl findet sich nämlich unter anderem in medizinischen Augentropfen.
Trockenes, sprödes oder strapaziertes Haar, aber auch eine trockene Kopfhaut lässt sich mit Rizinusöl pflegen. Dazu die Haare wie gewohnt waschen und anschließend auf Kopfhaut und Haare wenigen Tropfen Rizinusöl einmassieren. Für etwa 2 h oder über Nacht einwirken lassen und danach das Öl mit einem Shampoo wieder auswaschen.
Diese Pflege kann sich positiv auf die Haarlänge auswirken, denn gut gepflegtes Haar neigt weniger zu Haarbruch oder Spliss. Das bedeutet aber nicht, dass Rizinusöl aktiv das Haarwachstum fördert oder sich auf die Wachstumsphase der Haare auswirkt.
Spröde Nägel, rissige Nagelhaut? Rizinusöl in die Nägel und Nagelhaut einmassieren und 20-30 min oder über Nacht einwirken lassen. Überschüssiges Öl mit einem Wattepad abnehmen. Regelmäßig angewendet kann diese Pflege die Festigkeit der Nägel verbessern und die Nagelhaut geschmeidiger machen.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.