Wer Rosmarin nur für die Zubereitung von mediterranen Gerichten verwendet, scheint etwas zu verpassen. Denn glaubt man einem viralen Hype auf TikTok und Instagram, kann das aromatische Kraut viel mehr, als nur Ofenkartoffeln würzen: Rosmarinöl soll als ultimativer Wachstums-Booster deinen Haarfollikeln neue Energie verleihen. Doch was ist dran, an diesem Pflegetrend?
Aufgrund seiner heilenden Eigenschaften kommt das Öl des nadelblättrigen Krauts ”Rosmarinarus Officinalis L.” tatsächlich schon seit der Antike zum Einsatz. Und nicht nur in der Aroma- und Phytotherapie: Auch in der Haar- und Hautpflege wird das wertvolle Öl schon lange als Schönmacher geschätzt. Denn Rosmarinöl enthält jede Menge Inhaltsstoffe, die nachweislich antimikrobiell, entzündungshemmend und antioxidativ wirken können.
Wir haben die angeblichen Benefits von Rosmarinöl für die Haare unter die Lupe genommen und das Kräuterelixier für dich beurteilt. Folgende Eigenschaften werden ihm zugeschrieben:
Der Schlüssel zu einem gesunden Haarwachstum liegt in einer intakten Kopfhaut. Ihr Milieu hat direkten Einfluss auf das Wachstum und die Gesundheit deiner Haare. Im besten Fall ist sie frei von Build-up (Produkt-Rückständen und Schmutz) und gut durchblutet. Denn die Haarwurzeln sind von feinsten Kapillaren umgeben, die sie mit Mikronährstoffen und Sauerstoff versorgen. Je besser diese Versorgung funktioniert, desto besser können deine Haare wachsen und desto gesünder können sie sein. Und genau hier soll Rosmarinöl unterstützend wirken, genauer gesagt sein Inhaltsstoff Cineol. Dabei handelt es sich um ein ätherisches Öl, das ähnlich wie Koffein die Durchblutung der Kopfhaut – und damit das Wachstum der Haare anregen soll. Dass Rosmarinöl dein Haarwachstum etwas boosten kann, stimmt also. Schneller wachsen die Haare deshalb aber nicht.
Es gibt tatsächlich zwei Studien, die darauf hinweisen, dass Rosmarinöl einen positiven Effekt auf Haarausfall haben könnte. Eine Studie hat die Wirkung des Kräuterelixiers auf hormonell bedingten Haarausfall getestet und mit einem entsprechenden Medikament verglichen. Eine leichte Verbesserung zeigte sich nach sechs Monaten, die Wirkung von Medikament und Rosmarinöl war ähnlich. Die andere Studie konnte einen positiven Effekt von Rosmarinöl auf kreisrunden Haarausfall nachweisen. Die Studien waren allerdings sehr klein, und um die genaue Wirkung von Rosmarinöl auf Haarausfall wirklich zu verstehen, braucht es mehr Forschungsergebnisse.
Leidest du unter Haarausfall, solltest du immer zuerst die zugrunde liegenden Probleme herausfinden und diese therapieren. Die Behandlung deiner Kopfhaut mit Rosmarinöl sollte immer erst der zweite Schritt sein, eher wie ein zusätzliches Goodie für die Haare. Denn Fakt ist: Sind die Haarwurzeln stark und wachsen auf einer gesunden Kopfhaut, können sie länger auf dem Kopf verbleiben.
Rosmarinöl werden auch beruhigende Eigenschaften bei gereizter Kopfhaut zugesprochen. Verantwortlich für die Linderung sollen seine entzündungshemmenden Wirkstoffe sein, wissenschaftliche Belege gibt es dazu aber nicht. Auch hier gilt es wieder, der Ursache für deine gereizte Kopfhaut auf den Grund zu gehen und diese entsprechend zu behandeln. Eine Rosmarinöl-Kur könntest du unterstützend durchführen. So kannst du ganz individuell herausfinden, ob du dadurch eine Linderung verspürst.
Du leidest unter fettigen Schuppen? Auch hier gibt es eine Ursache, die du zuerst behandeln solltest. On top kannst du die Wirkung von Rosmarinöl ausprobieren: Es könnte mit seinen antimykotischen Eigenschaften den Hefepilz Malassezia furfur, der an der Bildung von fettigen Schuppen beteiligt sein kann, unterstützend bekämpfen.
Graue Haare entstehen dann, wenn die Melanin-Produktion im Körper nachlässt und weniger Melanin (Pigment) in den Haaren eingelagert wird. Das kann neben dem natürlichen Alterungsprozess viele Ursachen haben. Eine davon ist oxidativer Stress im Körper, der durch freie Radikale verursacht wird. Er kann unter anderem durch Schlafmangel, Stress oder durch eine einseitige Ernährung entstehen. Antioxidantien können freie Radikale im Körper binden und so den oxidativen Stress minimieren. So sollen auch die Antioxidantien des Rosmarinöls die freien Radikale an den Haarfollikeln binden und dadurch das Entstehen von grauen Haaren verhindern. Es gibt dazu aber keine Studien oder Belege. Und: Wäre der Effekt wirklich so stark, wäre Rosmarinöl schon lange ein bewährter Inhaltsstoff im Kampf gegen graue Haare. Aber auch hier gilt: Ausprobieren.
Grundsätzlich kann jeder Haartyp die gehypte Wirkung von Rosmarinöl auf die Haare ausprobieren. Selbst schnell fettendes Haar könnte bei längerer Anwendung von der Wirkung des Rosmarinöls profitieren: Die Talgproduktion soll dadurch reguliert werden. Hier kommt es – je nach Anwendungsart – auf die richtige Dosierung an. Zu viel Öl kann auch einen beschwerenden Effekt haben. Du wirst deine optimale Rosmarinöl-Dosis schnell herausfinden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Rosmarinöl in deine Haarpflege-Routine zu integrieren. Je nachdem, wie intensiv die Wirkung des Kräuterelixiers auf Haare und Kopfhaut sein soll, kannst du zwischen drei Anwendungsmöglichkeiten wählen:
Eine Kopfhautmaske mit Rosmarinöl soll unter anderem das Mikrobiom deiner Kopfhaut in Balance bringen und ihre Talgproduktion regulieren. Allerdings ist sie sehr ölig – das musst du mögen. Verdünne für die Kopfhautmaske vier bis fünf Tropfen Rosmarinöl mit einem Teelöffel Trägeröl wie Jojoba-, Oliven- oder Kokosöl. Am besten klappt das, wenn du zuerst das Trägeröl in eine Hand gibst, das Rosmarinöl darauf tropfst und beides zwischen den Händen verreibst. Verteile die Ölkur auf der Kopfhaut und massiere sie gleichmäßig auf dem ganzen Kopf ein. Lasse sie für maximal 20 Minuten einwirken und spüle das Öl anschließend gründlich mit Shampoo aus. Hast du besonders feines, schnell fettendes Haar, kannst du die Einwirkzeit auch verkürzen. Und auch wenn es oft empfohlen wird – du solltest die Ölmaskel niemals über Nacht einwirken lassen. Das Öl könnte das Mikrobiom deiner Kopfhaut stören. Verwende die das DIY-Treatment nur ab und zu – je nachdem, wie du es verträgst und wie du mit dem Öl zurechtkommst.
Etwas weniger ölig wird die Rosmarinöl-Anwendung, wenn du vier bis fünf Tropfen Rosmarinöl in dein Shampoo oder in deinen Conditioner mischst. Lasse das Produkt jeweils ein bis zwei Minuten einwirken, bevor du es wieder auswäschst.
Als Shampoo- oder Conditioner-Zusatz kannst du das Rosmarinöl auch bis zu dreimal pro Woche anwenden.
Natürlich gibt es auch Haarpflegeprodukte, die bereits Rosmarinöl enthalten. Meist sind es Shampoos, Kopfhaut-Pflege-Produkte oder Haar-Tonics. Den größten Effekt wirst du spüren, wenn du mehrere Produkte von einer Pflegelinie des gleichen Herstellers verwendest. Da das Rosmarinöl in diesen Produkten eher verdünnt vorliegt, kannst du sie jeden Tag verwenden.
Tipp: Checke beim Kauf genau die Liste der Inhaltsstoffe. Denn nicht überall, wo Rosmarin draufsteht, ist auch Rosmarinöl enthalten – oft ist es auch Rosmarin-Extrakt. Du erkennst es in der INCI-Liste unter dem Namen Rosmarinus Officinalis Leaf Oil.
Damit du die Rosmarinöl-Anwendung für deine Haare genießen kannst, solltest du außerdem folgende Punkte beachten: