Konservierungsstoffe verlängern durch ihre keimabtötende oder keimwachstumshemmende Wirkung die Haltbarkeit kosmetischer Zubereitungen. Im geöffneten Zustand sind Kosmetikprodukte einer ständigen Keimbelastung ausgesetzt. Keime aus der Luft, an Fingern und auf Pinseln gelangen in Tiegel, Töpfe und Tuben. Konservierungsstoffe hemmen die Vermehrung von Mikroorganismen und schützen die Rezeptur somit vor dem vorzeitigen Verderb.
Konservierungsstoffe wirken in Kosmetik auf unterschiedliche Weise:
Als Konservierungsstoffe in Kosmetik kommen nur solche infrage, die durch die Kosmetikverordnung zugelassen sind. Die Konservierungsstoffe-Liste der Kosmetikverordnung gibt nicht nur an, welche Stoffe eingesetzt werden dürfen, sondern zeigt auch Konzentrationsgrenzen und Einsatzbeschränkungen auf.
So eignen sich einige Konservierungsmittel zwar für den Einsatz in Cremes und Shampoos, nicht aber für den Einsatz in Zahncreme und Mundwässern. Die angegebene maximale Einsatzkonzentration beruht dabei auf Verträglichkeitsstudien und toxikologischen Gutachten. Neben den in der Kosmetikverordnung gelisteten Konservierungsstoffen, gibt es Stoffe, die als Nebeneffekt ein konservierungsförderndes Potenzial entfalten. Beispielsweise können ätherische Öle aus Anis oder Thymian die Haltbarkeit von Kosmetik auf natürliche Weise fördern. So wirkt beispielsweise das Feuchthalte- und Lösungsmittel Propylene Glycol konservierend. Auch können ätherische Öle konservierend wirken, doch diese sind aufgrund ihres Irritationspotenzials für Schwangere, Kleinkinder oder Personen mit sensibler Haut zu meiden.
Damit sich Keime vermehren können, benötigen sie Wasser. Wasser findet sich in nahezu allen kosmetischen Mitteln. Um die Haltbarkeit gewährleisten zu können, ist der Einsatz von Konservierungsmitteln meist unumgänglich. Lediglich wasserfreie Rezepturen wie reine Öle kommen ohne Konservierungsmittel aus. Diese können zwar trotzdem schlecht werden, allerdings liegt dies dann nicht an der Vermehrung von Mikroorganismen, sondern daran, dass die enthaltenen Fette ranzig werden.
Auch Produkte mit einem hohen Alkoholgehalt müssen meist nicht zusätzlich konserviert werden. Der bekannteste Vertreter, Ethanol (INCI: Alcohol oder Alcohol denat.), wirkt ab einer Einsatzkonzentration von 15 bis 20 % konservierend. Weiterhin kann bei Kosmetika mit hohen oder niedrigen pH-Werten (über pH 8 oder unter pH 4) meist auf Konservierungsstoffe verzichtet werden. Da diese pH-Werte aber wenig hautfreundlich sind (hautphysiologischer pH-Wert: 5,5), sind solche Produkte eher selten zu finden. Dauerwellmittel, Depilationscremes (pH: 8 bis 9) und stark saure Fruchtsäurepeelings (pH: 3 bis 4) bilden hier die Ausnahme.
Parabene, die aufgrund ihrer antimikrobiellen Wirkung in Kosmetika eingesetzt werden, haben für die Industrie einen hohen Stellenwert. Zum einen verfügen Parabene über ein breites Wirksamkeitsspektrum (wirken gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Keime), zum anderen sind sie günstig, leicht zu verarbeiten und sehr effektiv. Außerdem gelten sie als gut hautverträglich. Folgende Parabene sind in der Kosmetik zugelassen:
In den letzten Jahren sind Parabene in Kosmetik stark in Verruf geraten. Ihnen wird eine hormonähnliche Wirkung nachgesagt, die Einfluss auf den Hormonhaushalt des Menschen haben soll und diesen negativ beeinflussen könnte. Bislang konnte dieser Verdacht jedoch nicht ausreichend belegt werden. Aufgrund der lückenhaften Datenlage wurde 2014 der Einsatz der bis dahin noch erlaubten Parabene Isopropylparaben, Isobutylparaben, Pentylparaben, Benzylparaben und Phenylparaben verboten. Für Propyl- und Butylparabene wurde die maximal zulässige Einsatzkonzentration herabgesetzt.
Laut einer Stellungnahme des Bundesamtes für Risikobewertung stellen die noch zugelassenen Parabene bei Einhaltung der höchstzulässigen Konzentrationsgrenze kein Risiko für die Gesundheit dar. Verschiedene Untersuchungen sollen gezeigt haben, dass zwar eine hormonähnliche Wirkung besteht, diese aber stark von der Einsatzkonzentration der Parabene abhängt und sich die Ergebnisse der Untersuchungen im Tierversuch nicht vollständig auf den Menschen übertragen lassen. Trotzdem bleibt bei vielen Verbraucher*innen ein bitterer Beigeschmack.
Oftmals werden Parabene in Kombination mit dem Konservierungsmittel Phenoxyethanol eingesetzt. Die antimikrobielle Wirkung der Parabene wird dadurch zusätzlich unterstützt und Ihre Einsatzkonzentration kann reduziert werden. Phenoxyethanol kann in Kosmetik, aber auch allein oder in Kombination mit anderen Konservierungsmitteln eingesetzt werden.
Als Alternative zu Parabenen setzen viele Hersteller auf den Einsatz von Methylisothiazolinon (MIT). Dieses ebenfalls sehr wirksame Konservierungsmittel führt allerdings bei vielen Menschen zu allergischen Reaktionen. Daher wurde vom europäischen Verband der Kosmetikhersteller die Empfehlung ausgesprochen, den Einsatz von MIT auf Mittel zu beschränken, die nicht lange auf der Haut verbleiben, wie etwa Shampoos und Duschgele. Bisher darf MIT bis zu einer Konzentration von 0,01 % in allen kosmetischen Mitteln eingesetzt werden.
Wer Kosmetik ohne Parabene sucht, ist mit der Wahl von Naturkosmetik auf der sicheren Seite. Naturkosmetik setzt auf eine kleine Auswahl naturidentischer Koservierungsstoffe, die zum Teil auch in Lebensmitteln eingesetzt werden dürfen und als unbedenklich gelten. Vertreter dieser natürlichen Konservierungsmittel sind Natriumbenzoat, Kaliumsorbat, Salicylsäure, Benzylsäure und Dehydroacetsäure, die sich alle in der Natur in zahlreichen Früchten und Pflanzen finden.
Neben den Parabenen und den naturidentischen Konservierungsmitteln finden auch die sogenannten halogenorganischen Verbindungen und Formaldehydabspalter Einsatz in Kosmetik. Halogenorganische Verbindungen erkennt man in der INCI-Deklaration an Wortteilen wie „Chlor-“, „Jod-“oder „Brom-“. Zum Teil verstecken sie sich aber auch hinter Synonymen. Der Einsatz dieser Verbindungen wird ebenfalls diskutiert, da von ihnen teilweise ein hohes allergenes Potenzial ausgeht und sie im Verdacht stehen, krebsauslösend zu sein. Typische Vertreter der halogenorganischen Verbindungen sind:
Formaldehydabspalter wirken in Kosmetik ebenfalls antimikrobiell. Auch diese Stoffgruppe löst häufig allergische Reaktionen aus und steht im Verdacht gesundheitsgefährdend zu sein. Der Trend in der Kosmetik-Industrie zeigt aber in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang des Einsatzes von Formaldehydabspaltern. In der INCI-Deklaration findet man beispielsweise die folgenden Vertreter der Formaldehydabspalter:
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.