Stillen
Milchstau lösen
Was ein Milchstau ist und wie er entsteht erfährst du in diesem Artikel. Hebamme Evi gibt dir Tipps, wie du den Milchstau lösen kannst und welche Hausmittel helfen können.
So kannst du die häufigsten Ursachen vermeiden
Stillen bringt zahlreiche Vorteile für Mutter und Kind mit sich, daher möchten die meisten Frauen ihr Baby stillen. Doch diese Entscheidung wird schnell zur Herausforderung, wenn die ersten Stillprobleme auftreten wie wunde Brustwarzen, ein Milchstau oder sogar eine Brustentzündung. Hebamme Evi erklärt dir die Ursachen der häufigsten Stillprobleme und wie du mit diesen umgehen und sie im besten Fall schon im Vorfeld vermeiden kannst.
In den ersten Tagen nach der Geburt setzt physiologisch der Milcheinschuss (initiale Brustdrüsenschwellung) ein. Dabei ist die Brust prall, schwer und druckempfindlich, was sich durchaus unangenehm anfühlen kann. Körperliche Ruhe wird dir jetzt guttun. Es ist wichtig, das Kind weiterhin regelmäßig anzulegen, um die beginnende Milchproduktion in Gang zu halten und gleichzeitig die Brust regelmäßig zu entleeren. Manche Kinder haben Probleme, an der prallen Brust die Brustwarze zu fassen. Hier kann übergangsweise ein Stillhütchen hilfreich sein.
Wenn in der Brust mehr Milch vorhanden ist, als das Baby trinkt, kann sich ein Milchstau entwickeln. Körperlicher oder emotionaler Stress können diese Entwicklung forcieren. Grundsätzlich staut sich überschüssige Milch in der Brust und verursacht Druckempfindlichkeit und Schmerzen. Die gestaute Milch drückt auf die Milchgänge und erschwert das Abfließen der Milch. Ein sanftes aber zügiges Entleeren der Brust ist wichtig, um eine Verschlechterung bis hin zu einer Brustentzündung zu vermeiden. Körperliche Ruhe und regelmäßiges Stillen oder Abpumpen sind die ersten Maßnahmen. Wärme vor dem Entleeren der Brust fördert die Durchblutung und lässt die Milch besser abfließen. Nach dem Stillen sollte die Brust gekühlt werden, damit sich das Gewebe zusammenziehen und entspannen kann. Dafür kannst du Kühlpads nutzen, kalte Wickel mit Speisequark oder Weißkohl machen oder Retterspitz zum Einreiben nutzen. Die Brustwarze dabei stets aussparen. Besprich die Maßnahmen und deinen Stillrhythmus am besten mit deiner Hebamme.
Eine Brustentzündung ist unangenehm und sollte in jedem Fall ernst genommen werden. Oft entwickelt sich die Brustentzündung aus einem Milchstau heraus, doch eine rein bakterielle Infektion kann auch die Ursache sein. Klassische Symptome sind eine pralle und deutlich gerötete Brust, die Schmerzen, hohes Fieber mit Schüttelfrost, allgemeines Unwohlsein und Gliederschmerzen verursacht. Eine Verbesserung kann sich bei strenger Bettruhe und entsprechender Behandlung der Brust in wenigen Tagen einstellen. Eine ärztliche Begleitung und engmaschige Kontrolle durch die Hebamme sind angebracht.
Eines der häufigsten Stillprobleme sind wunde und schmerzende Brustwarzen. Die Ursache ist eine Kombination aus der neuen Belastung für die Brustwarze und einer falschen Stilltechnik des Babys. Es ist wichtig, das Kind von Anfang an richtig an der Brust anzulegen. Bei einer schlechten Stilltechnik saugt das Kind weniger effektiv und ist nach kurzer Zeit wieder hungrig. Dies führt zu mehr Mahlzeiten und die Problematik verschlechtert sich.
Nach dem Stillen kannst du Muttermilch auf der Brustwarze verteilen und einziehen lassen. Ergänzend helfen Brustwarzenpflegecreme, Kompressen oder Silberhütchen dabei, die Brustwarze geschmeidig zu halten und verhindern das Austrocknen oder die Krustenbildung bei bereits vorhandenen Rissen. Achte auf eine gute Hygiene, um eine Infektion zu vermeiden. Lass dich zudem von einer Stillberaterin oder deiner Hebamme beraten.
Evis Hebammen-Tipp: Stillprobleme und Schmerzen durch ein zu kurzes Zungenbändchen
Manche Kinder können ihre Zunge gar nicht über die Unterlippe hinaus ausstrecken, denn ihr Zungenbändchen ist zu kurz. Dies führt zu Stillproblemen und sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Ein hungriges und unzufriedenes Baby, was aufgrund von zu wenig Muttermilch nicht ausreichend zunimmt, kann für die Mutter emotional sehr belastend sein. Stresshormone hemmen die Milchproduktion. Daher ist die Reduktion von emotionalem und körperlichem Stress durch bewusste Auszeiten, sich umsorgen und unterstützen lassen unbedingt notwendig. Körperkontakt und liebevolle Berührung wie eine Massage für dich oder Haut-auf-Haut-Kuschelzeit mit deinem Baby fördern milchbildende Hormone.
Achte auf eine nahrhafte und abwechslungsreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit. Zudem gilt: Stillen, Stillen, Stillen - denn dein Körper kurbelt die Milchproduktion bei entsprechender Nachfrage an.
Evis Hebammen-Tipp: Milchbildende Lebensmittel
Hafer und Datteln sind ein natürliches Galaktagogum und fördern ebenso wie Fenchel, Anis und Kümmel die Milchbildung. Leinsamen und Walnüsse enthalten Omega-3-Fettäsuren, welche sich ebenfalls positiv auf die Milchmenge auswirken können.
Bei der sogenannten Hyperlaktation produziert der Körper konstant zu viel Muttermilch. Betroffene Frauen leiden regelmäßig an schmerzhaft geschwollenen Brüsten, welche das Kind nur schwer fassen kann. Die Brust läuft regelmäßig aus und die schnell fließende Muttermilch erschwert das Stillen. Abpumpen reduziert zwar kurzfristig den Druck, löst jedoch nicht das grundlegende Problem der Überproduktion. Manchmal entsteht dieses Problem durch gehäuftes Anlegen, einen ungünstigen Stillrhythmus, eine falsche Positionierung oder eine unzureichende Entleerung der Brust. Hier kann dir deine Hebamme oder eine Stillberaterin helfen. Zudem sollte ausgeschlossen werden, dass die Hyperlaktation hormonelle Probleme als Ursachen hat.
Evis Hebammen-Tipp: Muttermilch spenden
Es gibt in Deutschland einige Milchbanken, die für Frühchen und kranke Neugeborene Muttermilch sammeln und diese entsprechend versorgen.
Manchmal haben gestillte Kinder eine Phase, in der sie plötzlich und unerwartet die Brust anschreien und das Stillen verweigern. Diese „Brustschimpfphase“ wird oft als stressig empfunden, ist jedoch ganz normal. Körperliche Beschwerden wie Schmerzen oder allgemeines Unwohlsein durch das Zahnen können ebenso die Ursache sein wie eine Infektion oder Verstopfungen. Gleichermaßen können emotionale Veränderungen und Entwicklungsschübe diesen Stillstreik auslösen. In der Regel beruhigt sich das Kind von allein und trinkt nach kurzer Zeit wieder ganz normal.
Evis Hebammen-Tipp: Typische Stillprobleme
Die meisten Stillprobleme lassen sich leicht und zügig lösen, sobald man die Ursache erkennt. Lass dich anfangs fachkundig begleiten, übe dich in Geduld und hab Vertrauen in dein Baby und deinem Körper.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit mit Baby sind ganz besondere Lebensabschnitte. „Fundiertes Wissen rund um Abläufe im eigenen Körper sowie die Entwicklung des Kindes ist essenziell für Frauen“, sagt Evi Bodman. Als Hebamme ist sie Expertin für diese spannenden Phasen und begleitet Familien mit Herz und Wissen. Sie vertritt die Meinung: „Verständnis für die Veränderungen im eigenen Körper ist wichtig, um die eigenen Bedürfnisse liebevoll anzunehmen.“ Ihre Ausbildung als Yogalehrerin hilft ihr bei diesem Ansatz. Ihr Wissen teilt Evi in zahlreichen Kursen und Workshops sowie in ihrem Podcast „JoyfulMama“.