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Kosmetik in der Schwangerschaft

Viele Frauen hinterfragen ihre Ernährung, Sport oder auch Kosmetik während ihrer Schwangerschaft sehr viel genauer. Deshalb haben wir haben die wichtigsten Dos & Don‘ts zur Kosmetik und Hautpflege in der Schwangerschaft für dich zusammengefasst.

Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.

Kurz und knapp: Kosmetik in der Schwangerschaft

  • Aufgrund der hormonellen Umstellungen zeigt deine Haut unter Umständen andere Bedürfnisse: eine Anpassung deiner Pflege kann sinnvoll sein.
  • In der Schwangerschaft treten besonders häufig hartnäckige Pigmentflecken auf, täglicher Sonnenschutz ist daher essenziell.
  • Die meisten kosmetischen Inhaltsstoffe sind auch in der Schwangerschaft weiterhin nutzbar.
  • Über die Haut gelangen keine nennenswerten Mengen bedenklicher Stoffe in den Blutkreislauf.
  • Einzelne Stoffe wie Retinol, alpha-Arbutin, ätherische Öle, deklarationspflichtige Duftstoffe und Selbstbräuner mit Dihydroxyactone solltest du sicherheitshalber dennoch meiden.

Warum die Kosmetik in der Schwangerschaft (eventuell) umgestellt werden sollte

Eine Schwangerschaft geht mit hormonellen Veränderungen einher: die Konzentrationen von Östrogen und Progesteron im Blut sind stark erhöht. Dadurch ergibt sich bei Schwangeren oftmals eine temporäre Veränderung des Haut- und Haartyps. So kann eine sonst fettige Haut normal bis trocken werden oder umgekehrt. Daher kann es sinnvoll sein, die bisherige Kosmetik umzustellen – doch was ist jetzt zu beachten?

Einfach gesagt gilt für die Pflege während der Schwangerschaft: setze auf milde und hautverträgliche Produkte. Du erkennst sie beispielsweise an folgenden Kriterien

Hautpflege in der Schwangerschaft

Die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft können sich auch auf der Haut zeigen. Teilweise erwünscht – hallo Schwangerschaftsglow – doch häufig auch unerwünscht in Form von Pigmentflecken, unreiner Haut oder Dehnungsstreifen.

Hyperpigmentierungen (Pigmentflecken, Melasma)

Die Bildung des Hautfarbstoffes Melanin ist hormonell beeinflusst. Mit der Erhöhung der weiblichen Sexualhormone in der Schwangerschaft, kommt es daher häufig zu hormonell bedingten Pigmentflecken. Die Hyperpigmentierungen gehen auf eine übermäßige Einlagerung von Melanin zurück. Damit Pigmentflecken nicht zu intensiv werden oder auch erst gar nicht auftreten, gehört täglicher Sonnenschutz unbedingt in deine Morgenroutine – übrigens auch unabhängig von einer Schwangerschaft.

Das hilft bei Hyperpigmentierungen: Sonnenschutzprodukte und UV-Filter sind für dich und dein Baby nicht schädlich. Achte auf Produkte, die für empfindliche und sensible Haut ausgelobt sind, mindestens einen Lichtschutzfaktor von 30 aufweisen und ohne Alkohol, Duftstoffe oder Parfum auskommen.

Unreinheiten, Pickel, Akne

Die Haut während der Schwangerschaft: Entweder es ist der „Schwangerschaftsglow“ oder die Haut durchlebt eine 2. Pubertät – gefühlt gibt es nichts dazwischen. Wenn du zur zweiten Fraktion gehörst, kommt hier die gute Nachricht: diese Hautveränderungen sind zeitlich begrenzt und mit der richtigen Pflege gut in den Griff zu bekommen.

Das hilft bei unreiner Haut in der Schwangerschaft: Es gelten die gleichen Empfehlungen wie auch bei unreiner Haut ohne eine bestehende Schwangerschaft. Reinige die Haut sanft mit einem milden Cleanser und nutze entzündungshemmende Inhaltsstoffe wie Niacinamide, Azelainsäure, Panthenol, Allantoin oder Grünteeextrakt. Zudem kannst du leichte Peelings mit Salicylsäure (BHA) verwenden, sie gelten auch in der Schwangerschaft als sicher.

Schwangerschaftsstreifen

Vermutlich gehören Schwangerschaftsstreifen zu den Begleiterscheinungen, auf die die meisten Schwangeren gerne verzichten würden. Infolge der Volumenzunahme entstehen die typischen Streifen vor allem an den seitlichen Bauchpartien sowie an den Brüsten, Hüften und Oberschenkeln.

Das hilft bei Schwangerschaftsstreifen: Früher beschränkten sich vorbeugende Maßnahmen vor allem auf Bindegewebsmassagen, Trockenbürsten sowie das Einreiben von pflegenden Ölen oder Cremes. Auch heute noch werden diese Methoden vielfach empfohlen, auch weil sie verhältnismäßig einfach umsetzbar sind. Inzwischen gibt es vielversprechende Hinweise darauf, dass die Verwendung von 20 %-igen Glycolsäurepeelings (nach der Schwangerschaft!) sowie 10 %-ige Vitamin C Seren, das Erscheinungsbild von Schwangerschaftsstreifen reduzieren können. Während der Schwangerschaft kannst du leichte AHA-Peelings mit Glycol- oder Milchsäure zur Stärkung der Hautstruktur nutzen.

Narben

In der Schwangerschaft kann es nach Verletzungen der Haut zu einer überschießenden Narbenbildung kommen. Diese Art von Narben wird als hypertrophe Narbe bezeichnet, bei der sich die neugebildete Haut über das Niveau der angrenzenden Haut wölbt. Die Ursachen, die zu überschießenden Narbenwachstum führen sind unklar. Doch es scheint eine hormonelle Teilkomponente zu geben, da Frauen in der Schwangerschaft überdurchschnittlich häufig hypertrophe Narben zeigen.

Das hilft bei Narben: Zur Pflege von Narben eignen sich feuchtigkeitsspendende Cremes und Emulsionen sowie silikonhaltige Produkte oder Pflegeöle mit Vitamin E.

Diese kosmetischen Inhaltsstoffe solltest du in der Schwangerschaft meiden

Für die Zulassung von Kosmetika für Haut und Haare gelten in der EU strenge Regularien. Sie stellen sicher, dass von den eingesetzten Inhaltsstoffen sowie ihrer jeweils zugelassenen Konzentrationen keine gesundheitlichen Gefahren ausgehen. Zudem können Kosmetika (anders als Medikamente), die inneren Hautschichten nicht durchdringen und gelangen daher auch nicht in den Blutkreislauf – und somit auch nicht zu deinem Baby.

Somit sind die meisten Kosmetika auch in der Schwangerschaft unbedenklich. Dennoch gibt es immer wieder Unsicherheiten zu einzelnen Inhaltsstoffen, weshalb wir es kurz und übersichtlich machen. Die folgenden Inhaltsstoffe werden zwar nicht in bedenklichen Mengen über die Haut aufgenommen, dennoch solltest du sie in der Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtshalber meiden:

  • Arbutin und alpha-Arbutin: Können in der Haut zu Hydrochinon verstoffwechselt werden. Hydrochinon hat in Tierversuchen bei oraler Anwendung schwach erbgutverändernde und kanzerogene (krebserzeugende) Wirkung gezeigt.
  • Retinol: Gilt in hohen Konzentrationen als fruchtschädigend.
  • Ätherische Öle, besonders Zitrusöle: Können sensibilisierend und allergen wirken.
  • Selbstbräuner mit Dihydroxacetone (DHA): Auf frische Selbstbräunerprodukte achten, da bei unsachgemäßer Lagerung Formaldehyd entstehen kann.
  • Deklarationspflichtige Duftstoffe wie Linalool, Citronellol, Limonene, Benzyl Alcohol oder Benzyl Salicylate: können sensibilisierend und allergen wirken.
  • Triclosan: In Tierversuchen führten hohe Konzentrationen an Triclosan zu hormonellen Störungen. 

Diese kosmetischen Inhaltsstoffe kannst du auch in der Schwangerschaft weiter nutzen

Die gute Nachricht ist, dass es für Schwangere insgesamt weitaus mehr unbedenkliche als bedenkliche kosmetische Inhaltsstoffe gibt. Daher eignen sich die folgenden Stoffe auch in der Schwangerschaft bestens zur Pflege deiner Haut:

  • Antioxidantien wie Vitamin C und Vitamin C Derivate, Resveratrol, Ferulasäure, Vitamin E, Coenzym Q10, Grünteeextrakt, Beta-Glucan: sie stärken die Haut und schützen sie vor oxidativer Schädigung.
  • Pflegestoffe wie Peptide, Hyaluronsäure, Niacinamide, Ceramide und Fettsäuren: pflegen und hydrieren die Haut, stärken die Hautbarriere und sorgen wir ein ausgeglichenes Hautbild.
  • Milde Peelings wie Milchsäure, Glycolsäure oder Salicylsäure: sorgen für einen strahlenden Teint, befreien die Haut sanft von abgestorbenen Hautzellen und kurbeln die Hauterneuerung an.
  • UV-Filter sowohl die physikalischen (anorganischen) als auch die chemischen (organischen): sie schützen die Haut vor vorzeitiger Hautalterung, Hautschäden und dämmen die Entstehung von Pigmentflecken ein.

Haarpflege in der Schwangerschaft

Während bzw. kurz nach der Schwangerschaft ist ein verstärkter Haarausfall (leider) physiologisch und betrifft daher die meisten Schwangeren. Doch in der Regelt beschränkt sich diese Phase auf maximal drei Monate. Auch wenn du an deiner Haarpracht hängst, verwende in der Schwangerschaft nach Möglichkeit keine Pflegeprodukte mit Koffein.

Um die Haare voll, glänzend und gesund erscheinen zu lassen, eignen sich Haarpflegeprodukte mit Proteinen, Biotin und Panthenol. Achte auch hier auf Produkte mit möglichst wenig Duftstoffen, da diese allergen wirken können.

Neben der Haarpflege zu Hause stellt sich in der Schwangerschaft natürlich auch die Frage: darf ich meine Haare wie gewohnt färben? Hierzu gibt das Bundesinstitut für Risikobewertung Entwarnung. Denn derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Haarfärbemittel während der Schwangerschaft und Stillzeit Risiken mit sich bringen. Wichtig sei jedoch, darauf zu achten, in Deutschland zugelassene und gängige Produkte anzuwenden.

Nagelpflege in der Schwangerschaft

Auch in der Schwangerschaft sind gepflegte Nägel kein Tabu. Neuerdings gibt es jedoch immer häufiger Empfehlungen für Nagellacke, die auf kritische Inhaltsstoffe wie bestimmte Weichmacher und Lösungsmittel verzichten. Diese Stoffe stehen im Verdacht, Allergien hervorzurufen. Doch auch hier ist zu betonen, dass es keine Verträglichkeitsstudien an Schwangeren gibt und es daher als reine Vorsichtsmaßnahme zu verstehen ist. Willst du sicher gehen, so kannst du auf sogenannte „3-free“- bis „10-free“-Nagellacke setzen, die als besonders verträglich gelten, denn sie verzichten auf bestimmte Risikosubstanzen. 

Übrigens: Acrylnägel solltest du in der Schwangerschaft besser komplett meiden, da viele der eingesetzten Produkte Methacrylate enthalten. Dies ist ein Stoff, der für sein hohes Sensibilisierungspotenzial bekannt ist.

Zahnpflege in der Schwangerschaft

Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone ist das Zahnfleisch besonders empfindlich und neigt häufiger zu Entzündungen. Daher ist die gewohnte Zahnhygiene unerlässlich – ja, auch die Zahnseide und Interdentalbürstchen gehören dazu. Zudem sollte während der Schwangerschaft mindestens zweimal eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden. 

Bleachings sind nach heutigem Kenntnisstand zwar nicht schädlich für das Ungeborene, jedoch raten trotzdem viele Zahnärzt*innen in der Schwangerschaft davon ab.

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in. 

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Dr. Sarah Schunter, Biochemikerin

Über die Autorin

„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.

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Quellen:

Bundestinstiturt für Risikobewertung, Fragen und Antworten zur Risikobewertung von kosmetischen Mitteln https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_risikobewertung_von_kosmetischen_mitteln-189017.html (abgerufen am: 14.10.2022)