Hyaluron – oder auch Hyaluronsäure – ist ein Stoff natürlichen Ursprungs, der auch in unserem Körper fortwährend gebildet wird. Genau betrachtet, handelt es sich bei Hyaluronsäure um eine Kette von Zuckerbausteinen mit besonderen chemischen Eigenschaften.
Eine davon ist das Vermögen, Wasser anzuziehen und zu binden. So bildet Hyaluronsäure eine gelartige Substanz, die z. B. in Gelenken als eine Art Schmiermittel dient, unsere Augen befeuchtet und der Haut ein pralles, elastisches und glattes Aussehen verleiht.
Trotz des scheinbar reizenden Namenszusatzes „Säure“, muss man sich bei der Verwendung eines Pflegeprodukts mit Hyaluronsäure keine Sorgen vor Nebenwirkungen machen.
Im Gegenteil: Hyaluronsäure ist eine körpereigene Zuckerverbindung, weshalb das Risiko für Allergien, Reizungen oder Sensibilisierungen extrem niedrig ausfällt. Der Namenszusatz „Säure“ ist nur Teil der chemischen Namensgebung – nicht alles, das „Säure“ heißt, ist automatisch reizend oder ätzend.
Die kosmetische Anwendung von Hyaluronsäure ist in der Regel gut verträglich und sehr reizarm. Dennoch gibt es vereinzelt Menschen, die hochkonzentrierte Hyaluronsäure, wie sie vor allem in Seren zu finden ist, nicht vertragen. Die Folge: leichte Reizungen, Rötungen oder auch Unreinheiten.
In diesem seltenen Fall einer Reaktion gegenüber Hyaluronsäure, das fragliche Produkt absetzen und die Haut zur Ruhe kommen lassen. Wer dennoch nicht auf eine Hautpflege mit Hyaluronsäure verzichten möchte, greift statt einem hochkonzentrierten Serum lieber zu einer Creme mit geringeren Konzentrationen an Hyaluronsäure.
Zwar ist Hyaluronsäure ein natürlich vorkommender Stoff, dennoch erfolgt die Herstellung kosmetischer Hyaluronsäure biotechnologisch mit Hilfe bestimmter Mikroorganismen. Hierbei erhält man hochreine Hyaluronsäure, die im Bereich der Dermatokosmetik aufgrund ihrer pflegenden Eigenschaften eingesetzt wird:
Mit dem Alter nimmt die Menge an natürlich vorkommender Hyaluronsäure in der Haut ab. Ein Grund, weshalb Falten deutlich sichtbarer werden und die Haut an Elastizität verliert. Es ist also nur logisch, dass man diesen Mangel gerne ausgleichen möchte. Pflegeprodukte mit Hyaluronsäure können hier unterstützend wirken, indem sie Falten optisch glätten, die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und die Elastizität verbessern.
Jedoch ist dies stets nur unterstützend zu sehen, da Hyaluronsäure die Hautbarriere nicht vollumfänglich überwinden kann und nicht in die Hautschichten vordringt, in denen der eigentliche Mangel besteht. Der Effekt von aufgetragener Hyaluronsäure ist dennoch nicht unerheblich, ist in den meisten Fällen jedoch der Filmbildung auf der Haut zuzuschreiben.
Übrigens:
Im Zusammenhang mit Anti-Aging Wirkstoffen taucht neben Hyaluronsäure häufig auch Kollagen auf. Im Gegensatz zu Kollagen ist Hyaluronsäure vor allem ein Wasserspeicher, der die Haut prall und elastisch macht. Kollagen hingegen ist ein ebenfalls körpereigener Strukturbaustein, dessen Aufgabe jedoch nicht im Bereich der Elastizität, sondern in der Straffung und Festigung der Haut besteht.
Der kosmetische Einsatz von Hyaluron und Kollagen liefert jedoch ähnliche Effekte, wie etwa eine Filmbildung, Schutz, Hydrierung oder die optische Kaschierung kleinerer Fältchen.
Um herauszufinden, ob ein Pflegeprodukt Hyaluronsäure enthält, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoff-Liste (INCI). Dabei kann sich Hyaluronsäure hinter verschiedenen Inhaltsstoffen verbergen:
Lediglich bei den letztgenannten Stoffen, welche die Grundbausteine der Hyaluronsäure sind, ist die genaue Größe bekannt. Bei den anderen Inhaltsstoffen ist bei Betrachtung der INCI-Liste nicht automatisch klar, um welche Form von Hyaluronsäure es sich letztlich handelt. Denn je nach Länge der aneinandergefügten Zuckerbausteine unterscheidet man hochmolekulare und niedermolekulare Hyaluronsäure.
Als Maßeinheit für die molekulare Masse dienen in der Chemie übrigens nicht Gramm oder Kilogramm, sondern die Einheit Dalton beziehungsweise Kilodalton (kDa). Hochmolekulare Hyaluronsäure „wiegt“ 1500 kDa und mehr.
Hyaluronsäure mit einer derart hohen Molekularmasse dringt nicht in die Haut ein, sondern bildet einen durchlässigen Film auf der Haut. Dieser Film ist auch der Grund für den erkennbaren Soforteffekt, der feine Linien und Fältchen glättet.
Ein weiterer Vorteil dieses Films liegt in seiner Schutzwirkung: die Haut wird vor Schadstoffen bewahrt und Reizungen können gemildert werden. Insgesamt hat diese Art von Hyaluronsäure jedoch nur so lange einen Effekt, wie sie auf der Haut verbleibt. Wird das Produkt abgewaschen, ist auch die Wirkung weg.
Im Gegensatz zu hochmolekularer Hyaluronsäure, weist niedermolekulare Hyaluronsäure eine geringere Kettenlänge auf und hat somit eine niedrigere Molekularmasse (kleiner 50 kDa). Trotzdem dringt auch diese Art der Hyaluronsäure nicht nachhaltig und vollumfänglich in die Haut ein, denn dafür ist die Molekülstruktur noch immer zu sperrig.
Dennoch entfaltet sie – wie auch hochmolekulare Hyaluronsäure – positive Wirkungen auf der Haut und wirkt zudem antioxidativ. Die Forschung geht davon aus, dass lediglich sehr niedermolekulare Hyaluronsäure – mit wenigen Zuckerbausteinen – wirklich in die Haut eindringen kann (Oligo-Hyaluronsäure).
Ob kurz- oder langkettig: um das volle Wirkspektrum auszuschöpfen, sollten Pflegeprodukte die verschiedenen Formen und Längen der Hyaluronsäure in ausreichender Konzentration kombinieren. Vor allem Hyaluron Booster, Seren, Ampullen oder Filler enthalten oft hohe Konzentrationen.
Neben einem geeigneten Produkt ist auch die Art der Anwendung entscheidend. Idealerweise trägst du im Anschluss an hochkonzentrierte Hyaluronsäure-Produkte eine Feuchtigkeitspflege auf. Denn wird über die Pflege oder Luftfeuchtigkeit kein Wasser bereitgestellt, bezieht Hyaluronsäure die Feuchtigkeit kurzerhand aus der Haut. Die Folge sind Spannungsgefühle.
Besonders problematisch wird das im Falle einer ohnehin schon gestörten Hautbarriere. So verliert etwa sehr trockene, sensible oder auch zu Akne neigende Haut häufig besonders schnell Feuchtigkeit.
Cremes und Moisturizer mit Hyaluronsäure sind aber in der Regel so formuliert, dass sie weitere Feuchtigkeitslieferanten enthalten und somit genug Wasser bereitstellen. Zudem sind die enthaltenen Mengen an Hyaluronsäure längst nicht so hoch.
Die Verwendung von Produkten mit viel Hyaluronsäure macht vor allem morgens Sinn - die Haut sieht sofort frisch und prall aus.
Die abendliche Anwendung ist natürlich nicht falsch, jedoch verpufft der primäre Effekt der Hyaluronsäure hier schon fast. Zudem kannst Du hinsichtlich Feuchtigkeit im Kontext der Abendroutine mit Pflegestoffen, die tagsüber nicht ganz so praktikabel sind (Öle wie Hagebuttenöl, fettsäurehaltige Moisturizer etc.), mitunter bessere und auch langfristigere Effekte erzielen.
Daher morgens lieber die „tragbare“ Hyaluronsäure mit Soforteffekt, abends lieber die reichhaltig pflegenden Stoffe.
Der menschliche Körper ist in der Lage, große Mengen an Hyaluronsäure zu bilden. Diese befindet sich im ganzen Körper verteilt, vor allem im Bindegewebe, im Bereich zwischen den Zellen (Extrazellulärraum) sowie im Glaskörper der Augen. Auch im Bereich der Gelenke ist Hyaluronsäure unersetzlich, denn sie ist Baustein der Gelenkknorpel und Bestandteil der Gelenkflüssigkeit.
Hyaluronsäure erfüllt damit verschiedene Aufgaben im Körper:
Mit dem Alter sinkt die körpereigene Bildung von Hyaluronsäure. Dies kann sich in verschiedenen Alterserscheinungen zeigen: die Haut wird schlaffer und ist weniger prall, Falten werden sichtbar, aber auch Gelenkbeschwerden können Folge einer nachlassenden Hyaluronsäure-Produktion sein.
Daher wird Hyaluronsäure nicht nur äußerlich in Form von kosmetischen Pflegeprodukten eingesetzt, sondern vermehrt auch von innen. Etwa im Kontext ästhetischer Beautyanwendungen, in der Medizin oder als Nahrungsergänzungsmittel.
Eine Creme oder ein Serum mit Hyaluronsäure ist stets eine oberflächliche Anwendung. Diese kann in ihrer Wirkung zwar pflegend, regenerierend und unterstützend wirken, dennoch können es Cremes und Seren nicht mit der Verwendung von Hyaluronsäure als Filler aufnehmen.
Hierbei kann Hyaluronsäure im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen: mit der gezielten Injektion von Hyaluronsäure in tiefe Hautschichten lassen sich Falten auffüllen und Volumenverluste gleichen – dort wo Pflegeprodukte mit Hyaluronsäure nicht vordringen.
Klassisches Anwendungsgebiet ist die Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure im Gesicht:
Hyaluronsäure-Behandlungen können zudem zur Gesichtsmodellierung genutzt werden:
Übrigens:
Während die Unterspritzung mit Hyaluronsäure vor allem zur Korrektur von bereits vorhandenen Falten oder Volumenverlusten eingesetzt wird, verfolgt die Behandlung mit Botox einen anderen Ansatz.
Die Injektion von Botox dient vor allem der Entspannung der Gesichtsmuskulatur (Muskelrelaxans). Dadurch wird der Bildung neuer Falten vorgebeugt, die Haut erscheint insgesamt glatter. Mit Botox können bestehende Falten nicht oder in nur sehr begrenztem Maße geglättet werden.
Meist sprechen lediglich kleinere und oberflächliche Fältchen auf Botox an. Tiefe Falten hingegen können nur mittels Unterspritzung mit Hyaluron ausgeglichen werden.
Abseits der ästhetischen Medizin wird Hyaluronsäure auch in der Schulmedizin angewendet. Kommt es mit zunehmendem Alter, aufgrund starker Belastungen oder Verletzung zur Beeinträchtigung von Knorpel oder Gelenken (Arthrose), kann eine Hyaluronsäure-Therapie angezeigt sein.
Hierbei wird Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk injiziert. Dies vermindert die Reibung, reduziert den Gelenkverschleiß und verbessert die Dämpfung zwischen den Gelenken.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.
Literaturangaben
Pavicic T. et al., Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. J Drugs Dermatol. 2011 Sep;10(9):990-1000. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22052267
Poetschke J. et al., Anti-wrinkle creams with hyaluronic acid: how effective are they? MMW Fortschr Med. 2016 May 25;158 Suppl 4:1-6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27221554
Ke C. et al., Antioxidant activity of low molecular weight hyaluronic acid. Food Chem Toxicol. 2011 Oct;49(10):2670-5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21787831